Reiselust bei Menschen mit Beeinträchtigungen gebremst

Menschen mit Beeinträchtigungen verreisen grundsätzlich gern, müssen bei der Urlaubsplanung allerdings häufig Abstriche machen.

Ausgebremst

Mehr als jede:r Dritte (38%) unter ihnen gibt an, sich einen richtigen Urlaub gar nicht leisten zu können. Jede:r Fünfte (21%) ist durch seine Beeinträchtigung sogar generell an einer Urlaubsreise gehindert, so das Ergebnis einer Umfrage unter 370 Personen in der Teilhabe-Community, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos zusammen mit der Aktion Mensch aufgebaut hat, um Menschen mit Beeinträchtigungen eine Stimme zu geben.

Ein Drittel der Befragten (33%) traut sich nicht, allein in den Urlaub zu fahren. Bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung (42%) ist dies sogar noch häufiger der Fall. „Durch Depression, Angststörung, Panikattacken und Ganzkörperschmerzen möchte ich meinen geschützten Bereich nicht mehr verlassen. Wenn es mir seelisch besser geht, denke ich an die Zeit vor der Erkrankung zurück und rufe die Bilder von den schönsten Urlauben in mein Gedächtnis“, sagt beispielsweise ein Mitglied der Teilhabe-Community.

Eine Teilnehmerin mit einer körperlichen Beeinträchtigung begründet ihre gebremsten Reisechancen mit der Sorge um adäquate Fortbewegungsmöglichkeiten am Urlaubsort: „So wäre es mir persönlich beispielsweise sehr stressig, mit meinem E-Rollstuhl zu fliegen, da ich immer Angst hätte, dass dieser auf der Reise beschädigt wird. Weiterhin hätte ich Angst, im Urlaubsort nicht von A nach B zu gelangen, weil ich kein Auto oder Taxi finde, was mich mitnehmen würde“. 

Von Deutschlandreise bis zur Kreuzfahrt: Die beliebtesten Urlaubsformen

Dabei machen viele Befragte der Teilhabe-Community trotz Beeinträchtigungen und Hürden gern Urlaub. Nach ihrer Meinung zu verschiedenen Aussagen zum Thema Urlaub gefragt, stimmen drei Viertel der Befragten (73%) „voll und ganz“ oder „eher“ zu, dass sie bei einem Urlaub im Ausland gern Land und Leute kennenlernen. Drei von fünf Befragten (62%) machen gern Kurzreisen und erkunden Städte. Ein entspannter Badeurlaub (51%) sowie Wandern und Natur sind bei jedem Zweiten beliebt (53%), selbst 42 Prozent der Befragten mit einer Bewegungsbeeinträchtigung sind Natur- und Wanderfreunde. Gut jede:r Dritte gibt an, gern Fernreisen zu machen (35%), fast ebenso viele (32%) finden Kreuzfahrten ideal, weil man auf bequeme Art viel sehen und erleben kann. Eine große Mehrheit von 89 Prozent stimmt der Aussage zu, dass man auch in Deutschland einen schönen Urlaub verbringen kann.

Inklusionsforscher und Studienleiter Matthias Tobies von Ipsos ergänzt: „Vor allem die ausführlichen Antworten auf unsere offene Frage zu Urlaubsassoziationen zeigen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen eigentlich gern verreisen, sich jedoch teilweise durch Barrieren gebremst fühlen. Manche Hürden ließen sich wahrscheinlich durch Hotels und Reiseveranstalter mit wenig Aufwand abbauen, z. B. durch Angebote für Begleitpersonen oder Shuttle für Rollstuhlfahrer. Entscheidend ist, dazu die Meinung der Betroffenen selbst zu kennen, denn sie sind in diesem Bereich die Expertinnen und Experten.“

Quelle: Ipsos

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Barrierefreiheit. Ich suche gerade nach Tipps für barrierefreies Reisen. Interessant, dass ein Drittel der Befragten (33%) sich nicht traut, allein in den Urlaub zu fahren.

  2. Meine Schwester und ich verreisen gerne gemeinsam. Da sie im Rollstuhl sitzt, müssen wir im Voraus immer besonders gut planen. Wir nutzen auch die Möglichkeit und buchen besonders in Städten einen Fahrdienst für eine sichere Rollstuhlfahrt. Es ist interessant zu lesen, dass es auch vielen Rollstuhlfahrern ähnlich geht und dass mit geringem Aufwand auch ein erleichtertes Reisen möglich ist.

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