Auftrag geht an Siemens Mobility • Zukunftsinvestition in eine starke Schiene • Neue ICE-Züge zuerst zwischen NRW und München im Einsatz • DB-Fernzugflotte wächst in den nächsten Jahren um 20 Prozent
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Das ergab die Ausschreibung
Ab 2022 verstärken 30 neue Hochgeschwindigkeitszüge die DB-Fernverkehrsflotte. Den Auftrag im Volumen von einer Milliarde Euro vergibt die Deutsche Bahn an die Siemens Mobility. Die DB hat die Ausschreibung Ende 2019 gestartet, nachdem der Bund angekündigt hatte, die Mehrwertsteuer auf Fernverkehrstickets ab Anfang 2020 zu senken.
Das Einsatzgebiet
Die Fahrzeuge sollen zuerst auf Linien zwischen Nordrhein-Westfalen und München zum Einsatz kommen, die über die Schnellfahrstrecke Köln/Rhein-Main führen. Das Platzangebot für die Fahrgäste im Fernverkehr der DB wächst mit den neuen Zügen um 13.000 Sitze.
Ohne niveaugleichen Einstieg
Die komplette Neuentwicklung eines Hochgeschwindigkeitszuges für mindestens 300 km/h würde viele Jahre dauern. Zur Erreichung des aktuellen Beschaffungsziels hat sich die DB daher im Rahmen der verfügbaren Industrieangebote für eine weiterentwickelte Version der Zugplattform Siemens Velaro entschieden. Gegenüber den von der DB bereits eingesetzten ICE der Baureihe 407, die Teil der ICE 3-Flotte sind, werden verschiedene, wichtige Verbesserungen und zeitgemäße Innovationen Berücksichtigung finden, so die Bahn. Die barrierefreie Ausstattung wird in der Anlage 1a der Programme zur Barrierefreiheit der DB Anwendung finden.
Der neue ICE wird auf der Basis des ICE 3 hergestellt und wird wieder keinen niveaugleichen Einstieg vom Bahnsteig in den Fernzug haben. Es wird weiterhin Hilfe benötigt werden, beim ein- und aussteigen.
Neue Einstiegshilfe – Praxistauglich?
Der neue Zug berücksichtigt nach Angaben der Deutschen Bahn, alle aktuellen Vorgaben zur Barrierefreiheit und wird auch für Rollstuhlfahrer von allen Bahnsteigen in seinem Einsatzfeld barrierefrei zugänglich sein. Dazu werden die Züge dieser Fahrzeugbaureihe mit einem neu entwickelten Hublift ausgestattet, der sich gegenüber dem Vorgängermodell stark unterscheidet und den Bedienungsprozess deutlich vereinfachen wird.
Achillesferse: Fahrzeug gebundener Lift im ICE4
In ICE 4 hat die Bahn auch einem fahrzeuggebundenen Lift für Rollstuhlfahrer einbauen lassen und anfangs als barrierefreie technische Neuerung angepriesen. Unter Laborbedingungen eine tolle Einstiegshilfe, der in der Praxis nur ungenügend funktioniert bzw. nur an sieben Bahnhöfen in Deutschland angewendet werden muss. Mobilitätsbehinderte Menschen können nur hoffen, dass der neue Hublift auch in der Praxis nutzbar ist.
Der neue Lift soll für Fahrgäste mit Rollstuhl eine separate Einstiegstür erhalten. Damit soll es möglich sein mit allen unterschiedlichen Bahnsteighöhen zurechtzukommen. Der Zug wird weiterhin mit zwei Rollstuhlplätzen und eine rollstuhlgerechte Toilette ausgestattet sein.
Bis 2026 werden 421 ICE-Züge mit rund 220.000 Sitzplätzen im deutschen Netz unterwegs sein. Und für den neuen ICE gibt es neben den bestellten 30 Zügen die Option auf weitere 60 Fahrzeuge.
Der neue ICE wird an Siemens-Standorten in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Österreich gefertigt. Technisch basiert der Zug auf der bewährten Plattform des ICE 3. Er hat 440 Sitzplätze und erreicht 320 km/h Höchstgeschwindigkeit. Mehr Komfort bieten unter anderem frequenzdurchlässige Scheiben für stabilen Mobilfunkempfang und Fahrradstellplätze in jedem Zug.