Marburg/Lahn (kobinet) Seit dem 6. März 2018 verkehren auf den Strecken Hamburg-Köln und Stuttgart-Berlin Züge des privaten Anbieters Flixtrain, einer Tochter des Fernbusunternehmens Flixbus. Das Unternehmen tritt hier also die Nachfolge des in Insolvenz gegangenen Betreibers Locomore an. Geworben wird mit Preisen ab 9,99 Euro; der Maximalpreis soll 29,99 Euro betragen. Der Inklusionsbotschafter Ottmar Amm hat nachgehakt und herausgefunden, dass es in Sachen Barrierefreiheit kräftig hapert, so gibt es bei der Verbindung Stuttgart – Berlin keine barrierefreien Toiletten.
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Mehr als 6 Stunden ohne Rolli-Toilette
„Die Reisegeschwindigkeit zwischen Hamburg und Köln (täglich außer Mi.) soll dem ICE, zwischen Stuttgart und Berlin (Do – Mo) immerhin dem IC entsprechen. Je ein Zug pendelt an den Reisetagen auf den beiden Strecken“, hat Ottmar Amm recherchiert. Eingesetzt werden demnach ältere Reisezugwagen, die die früher gebräuchlichen Sechser-Abteile enthalten. „Auf Rücksprache teilte das Unternehmen mit, dass aus diesem Grund nur Rollstühle/Scooter aller Art mit den Maximalmaßen 60 cm Breite und 120 cm Länge und einem Gesamtgewicht (inklusive Insasse) von 350 kg befördert werden. Eine Fahrt muss mindestens 36 Stunden vor Antritt angemeldet werden. Wie bei DB-Fernzügen muss der Mensch mit Behinderung den vollen Fahrpreis entrichten; eine Begleitperson ist (bei Vorliegen der Voraussetzungen) frei, ebenso ein evtl. Assistenzhund. Barrierefreie Toiletten gibt es allerdings nur auf der Strecke Hamburg – Köln, nicht aber zwischen Stuttgart und Berlin. Hier muss dringend nachgebessert werden“, fordert Ottmar Amm.
„Es ist zu fragen, ob der Aspekt der Barrierefreiheit nicht bereits bei der Lizenzerteilung geprüft werden sollte. Laut Bayerns Innen- und Verkehrsminister Herrmann (zuständig weil der Unternehmenssitz von Flixtrain München ist) bei der Überreichung der Lizenz am 23.08.2017 hat ‚Flixtrain die notwendigen Nachweise über die Zuverlässigkeit, fachliche Eignung und finanzielle Leistungsfähigkeit erbracht‘. Barrierefreiheit spielt hier also scheinbar keine Rolle. Wenn es sich dabei um eine gesetzliche Lücke handelt, sollte hier dringend durch die neue Bundesregierung Abhilfe geschaffen werden“, fordert Ottmar Amm.
Quelle: kobinet-nachrichten.org Text: von Ottmar Miles-Paul
Es gibt ein behindertoilette mit breitem eingang, die sich selbst öffnet
Das ist Richtig, mit einer max.Rollstuhlbreite von 60 cm! Welch ein Rollstuhl passt durch diese Tür?
In den FAQ von Flixtrain steht:
„Welche Anforderungen muss mein Rollstuhl für die Mitnahme im Fahrgastraum erfüllen?
In den Zügen können nur Rollstühle befördert werden, die maximal folgende Maße von Breite 60 cm x Länge 120 cm und das Gewicht, zusammen mit Dir, von 350 kg nicht überschreiten.“