Das Bild zeigt Ortsvereinsvorsitzender Felix Michahelles mit BSK Kontaktstellenleiter Bernhard Endres

„Barrieren sichtbar machen“

Protestaktion SPD-Ortsverein Pleinfeld und BSK Fränkisches Seenland haben anlässlich des Protesttags am 5. Mai Stolpersteine mit Farbe markiert. Weder der Zugang zum Bahnhofsgelände noch zu den Gleisen ist derzeit in Pleinfeld wirklich barrierefrei: Deshalb haben SPD und BSK anlässlich des heutigen Protesttags auf das Problem hingewiesen.

PLEINFELD – Unter dem Motto „Orte für Alle – Barrieren sichtbar machen“ hat der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) eine bundesweite Aktion zum Europäischen Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen gestartet, an dem sich auch der BSK Fränkisches Seenland und der SPD-Ortsverein Pleinfeld beteiligt haben. In beiden Vereinen ist Bernhard Endres, der seit einem Unfall Ende der 80er-Jahre im Rollstuhl sitzt, Mitglied. Mit Sprühkreide und Schablone ausgerüstet, haben er und seine Mitstreiter im Umfeld des Pleinfelder Bahnhofs Barrieren ausgemacht und markiert.

Viele Orte und Lebensbereiche nicht barrierefrei

„Viele Orte und Lebensbereiche sind noch nicht barrierefrei. Deshalb ist es wichtig, das Bewusstsein von Menschen ohne Behinderungen für fehlende Barrierefreiheit zu schärfen“, erklärt Endres den Hintergrund der Aktion, während Astrid Weiße die Schablone an die steile Treppe hält, die von der Bahnunterführung auf die andere Seite des Bahnsteigs führt. Ein kurzer Druck auf den Knopf der Sprühdose und die Schrift „Barriere!“ sowie ein Rollstuhl-Emblem zieren mit lila Sprühkreide die Treppe.

3. Bürgermeisterin Astrid Weiße markierte hier die Barriere: Bordstein muss abgesenkt werden!
3. Bürgermeisterin Astrid Weiße markierte hier die Barriere: Bordstein muss abgesenkt werden!

Barrieren im Alltag können die Lebensführung einschränken, weiß Endres aus eigener und langjähriger Erfahrung. Seit rund 20 Jahren setzten er und sein SPD-Ortsverein sich für einen barrierefreien Bahnhof in Pleinfeld um – der immerhin teilweise bereits existiert. Teilweise deshalb, weil man derzeit mit dem Aufzug von der Südseite bequem auf die Bahngleise kommt. Von der Nordseite verhindern dagegen noch immer steile Stufen den Zugang – nicht nur Rollstuhlfahrern, sondern auch Müttern oder Vätern mit Kinderwagen, wie Felix Michahelles demonstriert, der seinen Sohn samt Kinderwagen dabei hat. „Das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch weite Teile der Bevölkerung“, sagt er. Umfassende Barrierefreiheit bedeute für ihn auch, dass Spielplätze, Schulen, Sporthallen, Cafés und Fußgängerzonen so gestaltet werden, dass sie für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind.

Bahn wird die Vernässung in den Griff kriegen?

„Im Hinblick auf das Klima und die Klimadiskussion kann Pleinfeld mit seinem Bahnhof punkten“, lobt Endres. Hoffentlich werde die Bahn auch irgendwann die Vernässungen in der Unterführung in den Griff bekommen“, sagt der Behindertenbeauftragte der Marktgemeinde Pleinfeld. Immerhin wurden einen Tag nach der Ausstrahlung der BR-Sendung „quer“ die Holzpaletten entfernt, die als Provisorium Bahnreisende bei der Durchquerung der Unterführung vor nassen Füßen schützen sollten.

Kritik an Bürgermeister Frühwald

„Die Bahnanlage selbst erfüllt die Barrierefreiheit, der Bahnhof leider nicht“, kritisiert Endres. Denn wer zur Bahnanlage der DB kommen wolle, müsse erst einmal das Gelände überwinden, das der Marktgemeinde Pleinfeld gehört. Für einen Rollstuhlfahrer wie ihn sei das ohne fremde Hilfe kaum möglich, weil die Bordsteine zu hoch, der Behindertenparkplatz dagegen zu schmal und nur zwei Meter breit sei.

Gemeinderatsbeschluss von 2019 nicht umgesetzt

Normalerweise, sagt er, seien 3,50 Meter Breite vorgeschrieben. Bereits 2019 hat der Gemeinderat Pleinfeld mit 18:1 Stimmen beschlossen, dass zur Modernisierung des Bahnhofsumfelds ein Planungsbüro beauftragt wird. Im Beschluss steht, dass das Umfeld neu geordnet und gestalterisch aufgewertet werden soll.

Die Sprayer von rechts: Astrid Weiße, Felix Michahelles, Susanne Dorner, Hedwig Michahelles, Bernhard Endres und Inge Dorschner
Die Sprayer von rechts: Astrid Weiße, Felix Michahelles, Susanne Dorner, Hedwig Michahelles, Bernhard Endres und Inge Dorschner

Der Wunsch wäre es, dass in Pleinfeld, das bekanntlich ein Bahnknotenpunkt ist, ein kleines, aber modernes Mobilitätszentrum entsteht. „Eine Art Verkehrsdrehscheibe aus Bahn, Bus, Pkw, Carsharing, Taxi, Fahrrad- und Fußverkehr“, erklärt Endres.

Laut dem SPD-Fraktionsvorsitzenden rede sich Bürgermeister Stefan Frühwald immer heraus, wenn es um die Umsetzung des Beschlusses gehe und schiebe Endres zufolge vor, dass das Bauamt der Kommune derzeit schlecht personell ausgestattet sei und auch die Bahn auf ihrem Grundstück nichts zulasse. Endres: „Das ist eindeutig falsch.“ Erst vor Kurzem sei schließlich eine DHL-Paketstation auf dem Bahngelände errichtet worden.

Wann kommt die Umsetzung?

Was den SPD-Ortsverein Pleinfeld zudem stört: „Die Bike- und Ride-Abstellanlagen haben den spröden Charme der 60er-Jahre.“ Dabei helfe die Bahn sehr gerne mit, im Umkreis von 100 Metern um den Bahnhof eine modernere Abstellanlage zu etablieren, die laut Bahn sogar noch mit mindestens 70 Prozent gefördert wird, hat die SPD recherchiert. Der VGN habe zudem nachwiesen, dass in Pleinfeld über 50 weitere Bike-and-Ride-Parkplätze nötig seien.

„Es muss der Bahn schriftlich mitgeteilt werden, was wir hier in Pleinfeld wollen und wo wir es wollen“, sagt Endres. Nur so könne am Ende eine Verbesserung erzielt werden. Seiner Ansicht nach sei es höchste Zeit, dass endlich ein Planungsbüro beauftragt wird, um die Planungen zu konkretisieren.

Mit der Aktion am Bahnhof wollten BSK und SPD gemeinsam erreichen, dass gesetzliche Grundlagen für eine verbindliche Umsetzung von Barrierefreiheit bei allen Anbietern von Dienstleistungen und Produkten geschaffen werden. Für den Behindertenbeauftragten Endres ist klar: „Es gibt in puncto Barrierefreiheit noch viel zu tun.“

MARKUS STEINER

3 Kommentare

  1. Ein bedeutender Teil der unmittelbaren Region profitiert vom Tourismus.
    Nachhaltigkeit gewinnt auch für diese Branche an Bedeutung, der Klimawandel erzwingt eine Verkehrswende. Die Grundhaltung zu nachhaltiger Lebensweise sind in der Region verankert.

    In Ramsberg wird ein Hotel für Sportler mit Handicap entstehen.
    Was hier über den barrierefreien Bahnhof hinaus fehlt, ist eine zeitgemäße barrierefreie Anbindung öffentlicher Verkehrsmittel an dem Brombachsee mit zeitgemäßer Frequenz. Das zu verstehen und umzusetzen kann vom Schwäbische Touristen-Management gelernt werden.

    Menschen mit Behinderungen als bedeutende Zielgruppe des Tourismus zu begreifen, ist eine Chance für die Branche und Inklusion. Die Politik sollte es fördern und fordern.

  2. für mich ist wichtig, dass hier darauf hingewiesen wird, das der weg zum seenland eben nicht barrierefrei ist, wenn man nicht autofahren darf danke

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