Die S-Bahn München erhält endlich die lang erwarteten Triebzüge ET424 aus Hannover. Die Modernisierung bringt frischen Wind, aber auch einige Schattenseiten für die Fahrgäste.
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Vor allem auf die Bedürfnisse von Fahrradfahrern und Rollstuhlfahrern geachtet
Der Innenraum wurde einer Generalüberholung unterzogen, wobei insbesondere auf die Bedürfnisse von Fahrradfahrern und Rollstuhlfahrern geachtet wurde. Aktuelle Pressefotos der Deutschen Bahn geben einen ersten Einblick in die neuen Züge.
Sicherheit fehlt
Das Bild oben zeigt einen der zwei Mehrzweckbereiche, in dem Symbole für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder im Fußboden eingelassen sind. Klappsitze sind auf einer Seite vorhanden, während auf der anderen Seite lediglich eine waagerechte Stange Platz findet. Überraschenderweise fehlen hier Gurte oder Gurtroller zur Sicherung von Fahrrädern. Auch die aus anderen Regionen bekannte Vorrichtung zum Schutz der Fenster vor Fahrrad-Lenkern ist nicht vorhanden.
Immerhin gibt es oberhalb der Klappsitze Befestigungsmöglichkeiten für Gurte. Auffällig ist jedoch das Fehlen von Einrichtungen für Rollstühle, wie Lehnen, Taster, Notruf- oder Sprechstellen. Die Kennzeichnung für Rollstuhlplätze ist zwar vorhanden, jedoch ohne passende Ausstattung – ein deutlicher Mangel in Sachen Barrierefreiheit.
Keine Bodenmarkierungen
Das untere Bild zeigt den anderen Mehrzweckbereich, der zentral auf der Seite mit den Klappsitzen einen Rollstuhlplatz mit Lehne und einem Taster für die Rampenanforderung für Rollstuhlnutzer aufweist. Allerdings fehlt hier eine Bodenkennzeichnung, was Fragen aufwirft. Des Weiteren gibt es keine Begleiterplätze nach den Standards der Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität von Personen mit eingeschränkter Mobilität im Eisenbahnsystem (TSI PRM), und auch eine Sprechstelle ist nicht vorhanden.
Interessanterweise bietet dieser Rollstuhlplatz eine verschlossene Fläche statt eines Fensters. Die Umgestaltung führt zu einer Erhöhung von Sitz- und Stehplätzen, wobei die Toilette nicht mehr ausfallen kann, da sie nicht mehr vorhanden ist. Das Fehlen einer behindertengerechten Toilette in einem der Endtriebwagen wirft Fragen auf und widerspricht den Angaben in der Wikipedia zur DB-Baureihe 424.
Viel Schatten für Rollstuhlfahrer
Insgesamt zeigt die Modernisierung der S-Bahn München mit den neuen Triebzügen ET424 Licht und Schatten. Während Verbesserungen für Fahrradfahrer erkennbar sind, bleibt die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer aufgrund fehlender Einrichtungen unzureichend.
Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkungen dürfen zu Recht auf eine vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr hoffen. Es bleibt abzuwarten, ob weitere Anpassungen und Verbesserungen vorgenommen werden, um den Ansprüchen aller Fahrgäste gerecht zu werden.
Bernd Kittendorf/Bernhard Endres