Einstieg-ins-Kenguru-Auto

Mit dem Rollstuhl direkt ans Steuer rollen und losfahren

Heckklappe des Autos auf, mit dem Rollstuhl einfach bis zum Lenkrad rollen, Klappe zu – und los geht die Fahrt. Eine neue Generation von barrierefreien Elektofahrzeugen erschließt Behinderten neue Bewegungsräume. Es gibt inzwischen mehrere Konzepte für diese neuen Mini-Cars. 

Einstieg ins Kenguru-Auto

Wenn man quer einparkt, kann man auch gleich vom Gehweg in den Kenguru hineinrollen.
Foto: Kenguru Car

Sie heißen Chairiot, Equal oder Kenguru, und sie sind eine geniale Idee für Rollstuhlfahrer: Es sind Autos ohne Fahrersitz. Man muss nicht mehr umständlich aus dem Rollstuhl auf den Fahrersitz klettern, sondern rollt mit dem eigenen Rollstuhl direkt durch die Heckklappe hinter das Lenkrad oder den Joy-Stick.

Über eine höhenverstellbare Rampe kann der Nutzer ins Auto hinein- und hinausfahren. Die Rampe ermöglicht das Rollen direkt auf die Fahrbahn oder aber auf den Bürgersteig. Die Parkplatzsuche ist auch kein Problem, da die neuartigen Elektroautos so klein sind, dass auch die kleinsten Lücken genügen. Sie können sogar aufgrund ihrer geringen Länge senkrecht geparkt werden, so dass die Rollstuhlfahrer direkt auf den Bürgersteig rollen können.

Relative hohe Reichweiten dank niedriger Geschwindigkeit und Gewicht

Aufgrund der geringen Geschwindkeiten, die zwischen 50 und 60 km/h in der Spitze variieren, und des geringen Gewichtes, genügen kleine Elektromotoren und kleine Akkus. Das macht zugleich den Unterhalt der Fahrzeuge recht günstig, Versicherungsprämien und Stromkosten sind niedrig.Im April hat Chariot mit der Auslieferung der ersten Rollstuhl-Autos in Kalifornien begonnen.

Die Reichweiten sind mit bis zu 110 Kilometer dagegen schon recht ordentlich, bedenkt man, dass die Autos aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeiten nur für den Stadt- und Nahverkehr gedacht sind.

Allerdings haben die Mini-Autos ihren Preis. Nicht nur finanziell – zugleich sind sie so klein, dass man keinen Beifahrer mitnehmen kann. Und auch Einkäufe lassen sich kaum verstauen.

Alle Modelle werden mit Radnabenmotoren angetrieben

Den Chairiot Solo hat die US-Firma Chairiot Mobility entwickelt. Im April wurden die ersten Modelle in Kalifornien ausgeliefert. Zum Einsteigen fährt der Fahrer die elektrisch betriebene Heckklappe hoch. Ausgelöst wird sie wie bei einem großen Auto per Druck auf den Fahrzeugschlüssel.

Rollstuhlfahrer in einem Chariot: In das Auto rollt man von hinten hinein, schnallt sich an – und fährt los. Foto: Chariot

11 Sekunden dauert das Öffnen, dann rollt der Fahrer hinein rein, fixiert den Rollstuhl und fährt die Heckklappe wieder zu. Insgesamt 40 Sekunden dauert dieser Vorgang. Dabei passt sich die Rampe für das Hineinfahren entweder dem Boden oder der Bordsteinkante an. Der Fahrer steht mit seinem Rollstuhl sicher hinter dem Lenkrad. Dafür sorgt eine sogenannte Adapterklammer.

Zwei Radnabenmotoren in den Hinterrädern treiben den Chairiot an. Sollte es zu einem Ausfall eines der beiden Motoren kommen, kann das Mini-Auto auch mit nur einem Motor weiterfahren.

Das Elektroauto erreicht 56 km/h und hat eine Reichweite von 80 Kilometer. Seit April 2014 ist der Chairiot für 19.000 US-Dollar auf dem Markt.

Kenguru wird gesteuert wie ein Motorrad

Quitschgelb gibt es das Elektroauto Kenguru aus Ungarn. Der Kenguru Cruiser hat die Lenkung eines Motorrads und versteht sich daher auch als „Moped für Rollstuhlfahrer“. Auch der Kenguru wird von zwei Radnabenmotoren angetrieben, der Einstieg erfolgt über die Heckklappe.

Das Kenguru Car wird von zwei Radnabenmotoren angetrieben. Die Reichweite liegt bei 110 Kilometern. Foto: Kenguru Car

Die Reichweite liegt sogar bei 110 Kilometern, die Höchstgeschwindigkeit beträgt knapp 50 km/h. Das Auto ist ein Pionier unter den Mini-Elektroautos, doch der Verkaufsstart wurde nochmals nach hinten verlegt. Das Unternehmen sucht noch einen Vertriebs- und Produktionspartner für den deutschen Markt.

In den USA und Großbritannien kann Kenguru bereits gekauft werden. In Deutschland kostet das Auto 19.000 bis 21.000 Dollar und kann vorbestellt werden.

Das Unternehmen arbeitet an neueren Modellen mit mehr Platz auch für einen Beifahrer, wahlweise Steuerung mit Joy-Stick und einem angepassten Gewicht für Elektro-Rollstühle.

Miniauto Equal kommt aus Kroatien

Die Ingenieure der Absolute Design-Gruppe aus Kroatien entwickelten das Design für Equal. Das Mini-Elektroauto sollte bis Februar 2014 über ein Crowdfunding-Projekt finanziert werden. Doch mit 883 US-Dollar wurde nur ein Prozent der Zielsumme 150.000 US-Dollar erreicht.

Das Elektroauto Equal ist noch Zukunftsmusik, sieht aber sehr gut aus: Die Designer aus Kroatien haben schon für Konzeptautos für Autohersteller wie Lamborghini und Alfa Romeo entwickelt.
Foto: Equal

Dabei bietet das Fahrzeug sogar mehr Vorteile im Vergleich zu Kenguru und Chairiot. Das Problem des knappen Stauraums wird bei Equal mit einem Hartschalenrucksack an der Heckklappe gelöst. Das Auto wiegt nur 350 kg, schafft ein Tempo von 50 km/h und soll eine Reichweite zwischen 80 und 100 Kilometern erreichen.

Quelle: ingenieur.de

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