St. Peter Ording- Hans Böttcher BH-beauftragter

Barrierefreies St. Peter-Ording: Im Rollstuhl durch St. Peter-Ording

Hans Böttcher, Husums Behinderten-Beauftragter, hat St. Peter-Ording auf Barrierefreiheit getestet.

An diesem Tag tummeln sich zahlreiche Gäste und Einheimische an der Wasserkante im Strandabschnitt Bad in St. Peter-Ording. Dort sitzt auch Hans Böttcher in 68 Zentimeter Höhe und schaut aufs Meer. Die Nordsee umspült die Reifen seines Strand-Rollstuhls. „So nah war ich hier noch nie am Wasser“, sagt der 76-Jährige. Der Vorsitzende des Sozialverbandes Ortsverband Husum und Beauftragter der Stadt Husum für Menschen mit Behinderung wurde von der Tourismus-Zentrale (TZ) St. Peter-Ording eingeladen, die Barrierefreiheit des Urlaubsortes zu testen. „Ich bin nicht hier, um zu sagen, was alles schlecht ist. Sondern, um Tipps zu geben, wie man es noch besser machen kann“, stellt der Husumer klar.

Gemeinsam mit Christopher Heck, dem Projektverantwortlichen der TZ, war Böttcher schon in der Dünen-Therme und in der Tourismus-Info im Bad. Auf dem Weg zum Strand haben sie die Toiletten im Strandgut Resort und im Dünen-Hus geprüft. Das Fazit des Rollstuhlfahrers fällt bisher positiv aus: „Insgesamt sind die Voraussetzungen sehr gut. Man hat bereits einige nützliche Dinge geschaffen, die sich zeigen lassen können“, sagt der Experte. Diese will die TZ auch in naher Zukunft präsentieren – in Form der Broschüre „Urlaub mit Handicap – barrierefrei in SPO“. Für dieses Heft macht auch Böttcher seine Runde im Badeort.

„Der Ort ist auf einem sehr guten Weg. Aber es ist auch noch Potenzial nach oben“, sagt er. Er sieht aber auch die Probleme, beispielsweise sind nicht alle Läden, Unterkünfte, Restaurants und Toiletten barrierefrei. „Es ist immer schwierig, bestehende Einrichtungen zu verändern. Aber wenn heute neu gebaut wird, wird meistens auch auf Barrierefreiheit geachtet.“ Die TZ-Broschüre soll eine erste Übersicht liefern. „Wir garantieren aber keine Vollständigkeit. Deshalb raten wir den Gästen vor ihrer Anreise, sich unter unserer Service-Hotline beraten zu lassen“, sagt der zuständige TZ-Mitarbeiter Christopher Heck. Die Broschüre soll im Herbst in der Reihe „TZ im Dialog“ vorgestellt werden.

Böttcher rollt sich die meiste Strecke selbst. „Wir wollen gerne so viel wie möglich allein machen. Nur so bleiben wir im Training“, sagt er mit einem Grinsen um die Mundwinkel. Auch das Türenöffnen versucht er gerne allein. „Wenn die Türen nicht zu schwer sind, ist es kein Problem, wenn sie sich drücken lassen“, erklärt er. In die andere Richtung ist er aber auf Hilfe angewiesen. Es wird deutlich, dass für Rollstuhlfahrer eine Tür in beide Richtungen zu öffnen sein muss. Auch auf der ein Kilometer langen Seebrücke mit ihrer Wellenform muss er Hilfe in Anspruch nehmen. Allein mit seiner Muskelkraft lassen sich diese nicht bewältigen.

Am Ende der Seebrücke wartet dann ein elektrischer Strand-Rollstuhl auf den Tester. Das 124 Zentimeter hohe und 120 Kilogramm schwere Gefährt, das mit einem Elektromotor ausgestattet ist, wird durch eine Art Power-Joint an der Armlehne bedient. Mit seinen drei Gängen fährt der Rollstuhl ein Tempo von bis zu sechs Kilometer pro Stunde, also eine gute Schrittgeschwindigkeit. „An die Bedienung muss man sich erstmal gewöhnen“, sagt Böttcher, der sich noch etwas holprig die ersten Meter durch den Sand arbeitet. Welcher Gang benötigt wird, um den nächsten Sandhügel zu erklimmen, hat der 76-Jährige aber bald raus. Stetig arbeitet er sich weiter zum Wasser vor.

Der Strand-Rollstuhl erregt Aufmerksamkeit. Auf der einstündigen Testfahrt wird die kleine Gruppe von mehreren Passanten angesprochen. Viele wollen im kommenden Jahr mobil eingeschränkte Familienmitglieder oder Freunde mit nach St. Peter-Ording in den Urlaub nehmen.

Die Strand-Rollstühle gibt es manuell sowie elektrisch an allen fünf Badestellen. Die Fahrzeuge können jeweils bei der Badeaufsicht ausgeliehen werden. Für den Umstieg von einem Rollstuhl in den anderen werden am Testtag allerdings noch Helfer benötigt. „Es gibt auch Rutschbretter. Mit denen kann ein Begleiter die eingeschränkte Person alleine hinüberziehen“, schlägt eine Passantin vor, die beobachtet hat, wie drei hilfsbereite Männer Hans Böttcher von einem in den anderen Rollstuhl tragen.

Dieser ist begeistert von dem Strand-Fahrzeug. Das Fazit fällt insgesamt positiv aus. Einen Besuch in der Dünen-Therme oder am Strand zieht Böttcher auch privat in Zukunft in Erwägung: „Auf jeden Fall würde ich wiederkommen – aber mit einem Assistenten.“

Quelle: Barrierefreies St. Peter-Ording: Im Rollstuhl durch St. Peter-Ording | shz.de